Gabi, Alkoholikerin
Liebe Freunde 🙂
von mir gibt es nicht mehr sooo wahnsinnig viel zu berichten, aktuell.
Zumindest denke ich das immer ;o).
Mein heutiges, trockenes Leben verläuft inzwischen in geregelten Bahnen. Ich lebe seit 2002 in der Oberlausitz. Und es ist genau das beschauliche, ruhige Leben hier, das ich mir von Kindheit an immer gewünscht und erträumt habe.
Nun nicht in allen EInzelheiten, dazu hat sich sogar auf dem Lande zu viel verändert – aber, die Ruhe, die habe ich weitestgehend hier und die brauche ich für mich auch.
Als ich noch getrunken habe, da fühlte ich mich meist kraftlos und unfähig, meinen Alltag so zu meistern, wie ich es bei anderen Ehefrauen und Müttern zu sehen glaubte.
Heute weiß ich aber, dass meine Wahrnehmung sich mehr und mehr vernebelte.
Und je mehr ich mich dem Alkohol hingab, umso nebliger wurden meine Vorstellungen vom täglichen Leben. Dieses Einerlei war mir so zuwider, dass ich alles dransetzte, mich ja nicht an bestimmte Regeln zu halten. Essen wollte ich, wenn ich Hunger hatte – nicht nach der Uhrzeit! Putzen wollte ich auch nur so, dass nach Außen hin Ordnung herrschte. Schließlich lebte ich ja nicht nur um zu Putzen und zu Arbeiten! Pah!
Man sollte, man müsste, man könnte … jo, man, man, man – nur nicht icke
;o))
Ja und die liebe LIEBE! Mein Mann hätte doch sehen und fühlen müssen, wie sehr ich mich quälte und wie sehr ich mir seine Aufmerksamkeit und Liebe wünschte!
Ja, GESEHEN hat er wohl was – aber was?
Er kam von der Arbeit nach Hause und die Betten waren noch immer nicht gemacht; der Fußboden nicht gewischt, die Wäsche nicht gebügelt und das Spielzeug der Kinder lag überall verstreut .. hm..hm..hm…
Und ich, warum hatte ich das nicht geschafft, obwohl ich doch den ganzen Tag Zeit hatte?
Keine Lust! 🙁
Gegenüber war ein kleiner Laden, da kaufte ich mir anfangs noch kleine Schnapspullen und Cola. Das war nicht so teuer und mit Cola gemixt konnte ich das Zeug sogar gut runterkriegen. Das erste Glas verschaffte mir ein leichtes Brummen im Schädel. Mit dem zweiten Glas fühlte ich mich bereits beschwingter und ich konnte durch die Wohnung wirbeln – innerhalb von einer halben Stunde waren die Betten gemacht, der Boden gereinigt und die Spielsachen in einer Kiste. Wer nicht erschien, war mein Mann. Microwelle gab es noch nicht – also wanderten die gegarten Kartoffeln erstmal ins Bett, der Topf eingewickelt in Zeitungspapier und noch ein Handtuch drum. Das kannte ich noch von meiner Mutter, so sollten die Kartoffeln länger warm bleiben.
Empfehlen kann ich das trotzdem nicht, weil die Kartoffeln merkwürdig schmecken, wenn sie auf diese Weise warm gehalten werden.
Wir waren schon eine komische Familie. Denn nicht nur ich trank gerne über den Durst, sondern mein Mann ebenfalls. Nur der konnte wenigstens am Morgen wieder pünktlich aufstehen und seiner Arbeit nachgehen – das machte den riesen Unterschied zwischen seinem Trinkverhalten und meinem aus. Wenn ich über den Durst trank, hörte ich nicht eher wieder auf, bis ich “alle“ war.
Demzufolge musste ich am nächsten Tag erstmal total meinen Rausch ausschlafen, sonst war ich für nichts zu gebrauchen.
Dieser kurze Auszug aus meinem alkoholischen Leben genügt eigentlich schon, um mir immer wieder vor Augen zu führen, was mir heute alles erspart bleibt, mit klarem Kopf und einer festen Einstellung zum Leben, mit Regeln und Ritualen, die mir so vertraut geworden sind und auf die ich nicht mehr verzichten kann und mag.
Ich muss auch nicht mehr durch die Gegend hetzen als tät mich einer jagen – in der Ruhe liegt die Kraft – naja, das Alter spielt auch noch mit rein ;o).
Es kann nicht jeden Tag nur die Sonne scheinen, aber ich kann mir durchaus den Tag erhellen und versüßen, wenn ich das möchte – und ich möchte 🙂
Das wünsche ich Euch auch
g24h
Gabi