ONLINE Meetings? Wie geht das?
Hallo zusammen, ich heiße Thomas, ich bin ein Alkoholiker.
Es duftet nach Kaffee, vor mir liegt mein Tablet PC. Es ist Donnerstag 5.30Uhr. Ich beginne meine besinnliche halbe Stunde am Morgen damit, dass ich die AA Gedanken zum Tag lese. Mein AA Freund aus Hamburg hat sie schon ins Meeting gestellt. Da ist also schon einer wach, tut Dienst im Meeting.
Ich wohne im Sächsischen Stolpen, und freue mich, hier seine freundlichen Grüße zu lesen.
In meinem E-Mail Postfach sehe ich, dass eine Freundin aus San Franzisco einen Beitrag zum Wochenthema geschrieben hat. Wie spät ist es dort jetzt eigentlich, abends halb zwölf. Den Beitrag werde ich später in Ruhe lesen.
Im Schritte Meeting gibt es jede Woche ein neues Thema. Diese Woche: „Die Sache mit der Dankbarkeit.“ Eine Freundin tut diesen Dienst für ein Jahr. Jetzt entdecke ich, dass heute eine AA Freundin ihren Trockengeburtstag feiern kann. Da freue ich mich gleich mit, und schicke ihr per E Mail meine Gratulation. Ein Freund stellt die DOS taggenau ins Meeting.
Inzwischen bin ich auf meiner Arbeitsstelle. 9.00 Uhr. Ich habe eine Pause, nehme mein Tablet aus der Tasche, und schau nach, was es im Onlinemeeting gibt. Ein neuer Freund ist ins Meeting gekommen. Es stellt sich kurz vor. Ich begrüße ihn herzlich am virtuellen Meetingstisch. Zwei Freunde aus dem Meeting versehen den Listkeeperdienst. Sie verwalten die Liste mit den Adressen, damit jeder lesen kann und gelesen wird, der hier eingetragen ist. Am besten mit einer anonymen E-Mailadresse.
Die dritte Tradition gilt hier genauso wie in f2f Meetings. Was ist das denn nun schon wieder? F2f = Face to Face = Von Angesicht zu Angesicht. Es sind damit die Meetings gemeint, bei denen das Meetingsschild von AA an der Tür hängt. Die Onliner haben komische Abkürzungen, weil sie zu faul sind alles auszuschreiben ;-)))). GsD z.B.hat mich erstmal bisschen nachdenken lassen….
In meiner Mittagspause schreibe ich etwas zum Wochenthema, und schicke die E Mail ab. Meine Erfahrungen können jetzt alle lesen, die im Meeting eingeschrieben sind. Niemand sonst.
Ich heiße Thomas, ich bin Alkoholiker. So fange ich meinen Wortbeitrag an.
Auch bei uns gilt: wir gehen nicht direkt auf Fragen ein, verbessern andere nicht, geben keine Ratschläge. Wir teilen miteinander Erfahrung Kraft und Hoffnung. Es funktioniert. Ich freue mich, weil ich gerade lese, das ein Freund aus dem KH entlassen wurde. Vom Krankenbett aus der Isolierstation, konnte er am Meeting teilnehmen. So etwas geht nur online.
Am Nachmittag, am Abend, in der Nacht, wann immer ich es möchte, kann ich ins Meeting gehen. Ich brauche dazu nur eine Verbindung zum Internet. Unser Meeting ist rund um die Uhr geöffnet, sieben Tage in der Woche.
Am Sonntag lese ich nachmittags das Gelassenheitsgebet. Unsere Meetingssprecherin hat es eingestellt. Ich weiß von vielen Freunden was sie zurzeit bewegt, spreche das Gebet, und fühle mich mit ihnen verbunden…..Das Meeting ist beendet. Eine neue E Mail. Das Meeting wird mit der Präambel, eröffnet. Es folgen Kapitel fünf aus dem Blauen Buch: „Wie es funktioniert. “ und die 12 Traditionen.
In meinem Online Meeting treffen sich deutschsprachige Freunde aus der ganzen Welt. Von Wladiwostock über Athen, Buenos Aires…..San Franzisco. Wenn ich mal eine Weltreise mache, etwa in die Slowakei (nix verstehen im f2f), kann ich trotzdem in mein Meeting gehen. „Wie ist das mit dem Hut?“ ,wird sich mancher fragen. Ich mach das per Dauerauftrag.
Es gibt auch ein Arbeitsmeeting bei den „Schrittlern“. Da werden z.B. die Wahlen für die Dienste vorbereitet, oder Technisches besprochen. Mit Dienern aus anderen Onlinmeetings treffe ich mich im „Großen Arbeitsmeeting“ das funktioniert ähnlich wie in einer Region oder Intergruppe. Da wird besprochen, was die Onliner als Ganzes angeht. Das Gespräch dauert etwas länger, per E Mail gibt es Meinungäusserungen. Etwa über die Vorbereitung des Onlinerstandes beim DLT, oder Öffentlichkeitsarbeit. Auf dem DLT durfte ich viele Onliner umarmen. Ich hatte manche noch nie gesehen, trotzdem kannte ich sie schon ziemlich gut, und sie mich.
Und was ist mit der fünften Tradition?
Die Onlinegruppen betreuen den Erste-Hilfe -Button auf der Homepage der AA. Es ist ein Dienst, der spirituelles Wachstum schenkt. Täglich kommen Hilferufe von Alkoholikern, die nicht mehr weiterwissen. Es tut sehr gut, wenn wir Hilfesuchenden den Weg in die Meetings ( auch Online ) weisen können, verbunden mit unserer Erfahrung Kraft und Hoffnung. Schon manchem Alkoholiker hat die Teilnahme an einem Onlinemeeting Mut gemacht, später ein Meeting vor Ort aufzusuchen.
Für heute Klapp ich den Tablet zu. Beziehung pflegen ist auch wichtig.
Wenn jemand Appetit auf Onlinemeetings bekommen hat, suche er sich eines oder mehrere (typisch, eins reicht ja nicht) aus. Auf der Homepage der Anonamen Alkoholiker sind sie zu finden. Eine E-Mail abschicken und nach wenigen Stunden könnt ihr ins Meeting gehen, wenn der Listkeeper euch hereinbittet.
Ich freue mich in dieser lebendigen Gemeinschaft der Anonymen Alkoholiker sein zu dürfen.
Gute 24 Stunden Thomas