24 STUNDEN AM TAG – 30. Oktober
Im Gegensatz zu früher habe ich jetzt wahre Freunde. Meine ehemaligen
Saufkumpane kann man wohl kaum so bezeichnen, obwohl sie mir in meinem
betrunkenen Zustand höchst willkommen waren – sozusagen als Busenfreunde!
Meine Vorstellung von Freundschaft hat sich jedoch geändert. Unter Freunden
verstehe ich nicht mehr Menschen, die ich – je nach Bedarf – zum eigenen
Vorteil oder Vergnügen einspannen kann. Nein, Freunde sind jetzt für mich
Menschen, mit denen ich mich verstehe, und denen ich helfen kann, ein
besseres Leben zu führen und umgekehrt. Ich warte auch nicht mehr länger
darauf, bis man mir freundschaftlich entgegenkommt, sondern tue selbst den
ersten Schritt und gehe auf den anderen zu.
Hat Freundschaft für mich einen neuen Sinn bekommen?
MEDITATION
Alles zu seiner Zeit! Darum sollten wir lernen, geduldig zu warten, bis der
rechte Zeitpunkt gekommen ist. Immer langsam voran! Wir verschwenden nur
unsere Energien, wenn wir uns um Dinge bemühen, für die wir noch nicht reif
sind, und die wir deshalb noch nicht verdienen. Wir müssen die schwere Kunst
des Wartens erlernen. Doch können wir getrost glauben, dass unser ganzes
Leben eine Vorbereitung auf kommende, bessere Dinge ist, sobald wir uns den
Anspruch darauf verdient haben.
GEBET
—
Ich bete, dass ich die schwere Kunst des Wartens erlernen möge.
Ich bitte, dass ich erst dann etwas vom Leben erwarte, wenn ich mir den Anspruch darauf verdient habe.
—
Gute 24 Stunden
Gabi, Alkoholikerin
—
(Quelle: HAZELDEN MEDITATIONSBÜCHER -24 STUNDEN AM TAG – Wilhelm Heyne Verlag, München – Copyright 1990)
—